Jennifer Zantopp, Musiktherapie
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Tipps zum Umgang mit Aphasikern

  1. Information über Art der Störung
    Je besser man über die Störung jedes einzelnen Aphasikers informiert ist, desto besser kann man ihm helfen sich verständlich zu machen und kann man selbst auch schneller den Sinn seiner Aussage erschließen. Wenn man z.B. weiß, das der Aphasiker Probleme mit dem Verständnis von Verben hat, kann man versuchen diese so zu benutzen, dass der Sinn des Satzes durch das Subjekt deutlich wird. Wenn man weiß, dass der Aphasiker nicht alles versteht oder nicht lesen kann, obwohl er immer nickt, kann man damit anders umgehen, als wenn man denkt, dass er es doch kann...
    Das erspart beiden Parteien viele Missverständnisse.
    Für die Therapievorbereitung ist es wichtig zu wissen, wo genau die Problem des Aphasikers liegen, um an diesen zu arbeiten, oder den Aphasiker damit nicht zu konfrontieren. (Nichts desto trotz kann man von den sprachliche Störungen nicht immer auf die musikalischen Fähigkeiten schließen, was eigentlich eine musiktherapeutische Diagnostik erfordern würde.)


  2. Aphasie ist keine geistige Behinderung
    Auch wenn man schnell zu dem Schluss kommen kann, dass der Aphasiker nicht ganz bei Sinnen sein kann, bei den Unsinnwörtern die ausgesprochen werden, ist das keinesfalls der Fall. Der Aphasiker hat Mühe sich verständlich zu machen und/oder Gesagtes zu verstehen, sein Intellekt und Wissen über die Welt ist nicht beeinträchtigt. Bevormunden sie ihn nicht! Er ist noch immer ein erwachsener Mensch.
    Therapeutische Arbeitsformen und Lieder sollten auch erwachsenengerecht sein!


  3. Normale Lautstärke
    Weil einige Aphasiker keine deutliche Reaktion auf Ansprache zeigen, sind wir geneigt lauter zu reden. Das ist aber falsch! Ein Aphasiker verfügt über ein normales Hörvermögen und wird sich schnell falsch begriffen fühlen, wenn er angeschrien wird.


  4. Den Aphasiker als gleichwertigen Gesprächspartner behandeln
    Reden sie nicht in seinem Beisein über ihn, als ob er nicht selber etwas sagen könnte! Oft ist es verleidlich einem Gespräch aus dem Weg zu gehen, da das den Zuhörer selbst auch viel Mühe kostet. Das ist jedoch falsch! Gespräche beleben Körper und Geist. Ein Aphasiker hat noch immer das Bedürfnis sich mitzuteilen. Lassen sie ihm Zeit das zu sagen, was er sagen will!
    Wenn der Aphasiker etwas sagen möchte, ist das im Augenblick wichtiger als der Therapieplan!


  5. Gespräche in ruhiger Umgebung und in kleinem Kreis
    Gespräche kosten den Aphasiker unglaublich viel Energie. Er muss sich mehr als jeder andere Gesprächspartner konzentrieren auf das was er sagt und hört. Zudem werden einige Aphasiker noch auf die Lippen des Gesprächpartners achten müssen. Das geht nur, wenn der Aphasiker nicht durch laute Geräusche in der Umgebung abgelenkt wird. Da es einem Aphasiker schon schwer fällt sich auf eine Person einzulassen, sollten Situationen mit sehr vielen und durcheinander redenden Menschen vermieden werden. In diesen Situationen hat er keine Chance überhaupt etwas mitzubekommen. Gruppengespräche sollten übersichtlich bleiben und auch die Gruppengröße für Aphasiegruppen sollte mit Bedacht gewählt werden.


  6. Zuhören bedeutet warten
    Geben sie nicht zu schnell auf und lassen sie dem Aphasiker die nötige Zeit, auch wenn es für sie viel zu langsam geht. Sie sind nicht krank und können sich auf den Gesprächspartner einstellen. Geduld ist manchmal auch nötig bis der Aphasiker verstanden hat, was er tun soll.


  7. Hören sie auf den Inhalt / Mit dem Herzen hören
    Versuchen sie zu verstehen worum es geht und verbessern sie seine Fehler nicht. Auch wenn sie nur eine Ahnung haben, probieren sie ihn doch zu verstehen. Es geht um Informationsaustausch und nicht um perfekte Sprache.


  8. Durch die Sprache hindurchhören
    Versuchen sie aus dem Ausdruck und der Situation Dinge zu erschließen, eventuell aus der Melodie der Sprache. Lassen sie sich nicht durch "falsche" Worte ablenken.


  9. Seien sie natürlich
    Gehen sie so mit dem Aphasiker um, wie sie mit einem anderen Menschen auch umgehen würden. Machen sie kein Drama davon und stellen sie keine künstlichen Situationen her.


  10. Halten sie Blickkontakt
    Dann können sie leichter sehen, wie der Aphasiker reagiert und er kann sie auch besser sehen und seinerseits Schlüsse aus anderen Informationsquellen holen, wie z.B. ihrem Gesichtsausdruck oder ihren Lippen.


  11. Wegweiser benutzen
    Versuchen sie die ihnen zunächst unlogisch erscheinenden Worte als Wegweiser für die eigentliche Bedeutung zu benutzen. Meistens stehen sie in einem gewissen Zusammenhang zu dem beabsichtigten Wort. Z.B. kann rot für eine andere Farbe stehen, Sonne für Wetter...


  12. Themen suchen
    Versuchen sie zunächst herauszubekommen über welches Thema der Aphasiker etwas sagen möchte, dann ergibt sich der Inhalt des Gespräches viel leichter.


  13. Langsam und mit einfachen, kurzen Sätzen, Wortlaut variieren
    Je deutlicher sie ihre Botschaft mitteilen, desto leichter ist es für den Aphasiker sie zu verstehen. Besonders kurze Sätze sind geeignet, da der Aphasiker Mühe hat verschiedene Satzteile gleichzeitig zu verarbeiten. Wenn sie den Eindruck haben, dass er sie nicht verstanden hat, wiederholen sie nicht wörtlich, sondern variieren sie den Wortlaut. Vielleicht ist der Sinn für ihn dann leichter zu erschließen. Erklärungen zu Aufgaben sollten so einfach wie möglich gehalten werden und so lange erklärt oder gezeigt werden, bis sie verstanden sind.


  14. Körpersprache und andere Modalitäten einsetzten
    Je mehr Modalitäten sie beim Kommunizieren benutzen, desto mehr Möglichkeiten hat de Aphasiker sie zu verstehen. Machen sie auch Gebrauch von Schreiben und Zeichnen. Reden sie ausdrucksstark. Viele Arbeitsweisen ergeben sich auch durch Vor- und Nachmachen, sowie Zeigen was der Betroffene tun soll. Das sollte das Gesagt ergänzen.


  15. Dinge sprechen lassen
    Je reeller die Situation ist, desto einfacher wird es dem Aphasiker fallen sich verständlich zu machen. Wenn sie über bestimmte Gegenstände reden, zeigen sie auch auf diese. Wenn sie über ein Instrument reden, sorgen sie dafür, dass dieses auch in Sichtweite ist. Bei Liedern ist es immer sinnvoller Text und Melodie zu gebrauchen.


  16. Stellen sie Ja-Nein Fragen
    Stellen sie ihre Fragen so, dass schon ein Kopfschütteln oder Nicken die Antwort sein kann und der Aphasiker nicht in die Lage kommt schwierige Erklärungen abgeben zu müssen. So erhöhen sie die Chance, dass der Aphasiker auch wirklich mitteilen kann, was er gerne möchte.


  17. Sprechen steckt an
    Wenn wir einem Aphasiker helfen wollen sich auszudrücken, bieten wir ihm viel zu schnell Wörter an. Das ist zwar lieb gemeint, kann aber einen negativen Effekt haben, weil das von uns angebotene Wort sich bei dem Aphasiker festzusetzen scheint, so dass er uns nachspricht, aber eigentlich etwas ganz anderes sagen wollte. Beim Singen ist es oft recht hilfreich den Text vorzusprechen, weil er dann leichter produziert wird und das Lied dadurch vollständiger wird, zur Freude beider Parteien.


  18. Nachsprechen ist keine Kommunikation
    Da vielen Aphasikern das Nachsprechen viel leichter fällt als eigenständiges Sprechen sind Angehörige geneigt um "Sag: Auf Wiedersehen" zu sagen. Dadurch kommt der Betroffene in eine Kleinkind- Rolle, was gegen seine Menschenwürde ist. Zwingen sie ihn nicht etwas zu sagen, wenn er sich auch durch Gesten ausdrücken kann.


  19. Bei Perseverationen (Wiederholungen) ablenken
    Wenn ein Aphasiker sich in ein Wort "verbissen" hat und eigentlich ein ganz anderes Wort zu sagen versucht, ist es sinnvoll eben das Thema zu wechseln und später darauf zurück zu kommen. So hat der Betroffene die Chance aus dem aussichtlosen Suchprozess befreit zu werden und das ursprünglich gesuchte Wort doch noch zu finden.

Geben sie nicht auf !!!!!!!!